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Leslie – oder auch „Der Schnusel“

Leslie stolperte sehr spontan mitten in mein Leben hinein. Ich absolvierte gerade erst den zweiten Block meiner Ausbildung zum Hundetrainer bei animal learn. Vor Ort konnte ich meinen damaligen Leonbergerrüden „Bolle“ leider nicht mitnehmen. Die Ausbildungstage waren sehr umfangreich und aus Sehnsucht nach meinem Hund daheim, ging ich ins örtliche Tierheim vor und nach den Ausbildungsstunden und oft auch noch in der Mittagspause. An einem Tag wurde die Frage gestellt „Wer will mit dem Leonbergermischling gassi gehen?“ Da wurde ich natürlich sofort hellhörig und hob meine Hand.

Leslie war ein kleines, dünnes Etwas. Mittlerweile ist auch ganz klar, dass er zwar optisch einem Leonberger etwas ähnelt, aber mit dieser Rasse ansonsten nichts zu tun hat. Er ist eher ein Schäferhund-Hovawart-Mischling, vielleicht mit etwas Münsterländer-Einschlag. Er war ca. 9 Monate alt, als ich ihn kennen lernte, ist also vermutlich im Frühjahr 2009 geboren. Da er ausgesetzt an einer Tankstelle gefunden wurde, mit einem engen Ledergürtel als Halsband und augenscheinlich wohl auch körperlich misshandelt wurde, ist es schwer über dieses Stück Vergangenheit seines Lebens eine Aussage zu treffen.

Plötzlich stand er jedenfalls vor mir, dieses kleine Hundekind. Er freute sich mich zu sehen und ich beugte mich über ihn, um ihn zu streicheln, als er plötzlich hochsprang und ich blitzartig die Engelein singen hörte. Meine Nase war zwar nicht gebrochen, aber dick und etwas blau am nächsten Tag. Ich nahm es ihm nicht übel und so gingen wir von nun an jeden Tag dreimal zusammen spazieren. Nach zwei Tagen hörte er bereits auf sein Tierheimzimmer zu verwüsten und bald wartete er richtig darauf, dass ich endlich komme, um ihn zum Gassigang abzuholen.

Meine Mitschüler im Kurs munkelten schon, dass ich diesen Hund eh mit nach Hause nehmen würde. Ich sagte nur, dass das auf keinen Fall in Frage käme, da mein Sohn noch so klein ist und mein Leorüde Bolle krank. Außerdem konnte ich Leslie nicht zur Ausbildung mitnehmen und zu guter Letzt ist er ein Schäferhund-Mix! Das wollte ich alles so nicht.

Das Ende des Lernblocks am Chiemsee war in Sicht. Von diesem Hund Abschied zu nehmen, würde mir sehr schwer fallen, das wusste ich. Ich hörte noch ein Gespräch mit der Tierheimleiterin und einer Kundin von ihr mit, die sich für MEINEN Leslie interessierte. Ich entschied ganz spontan, dass diese Interessentin ja überhaupt nicht zu MEINEM Leslie passen würde und dass ich es nicht zulassen konnte, dass er dorthin geht. Und wie meine Gedanken so in meinem Kopf kreisten, wurde mir klar, wie sehr ich ihn bereits in mein Herz geschlossen hatte.

Die Tage, die wir uns jeden Tag so oft gesehen haben, in denen ich mit ihm im Schnee spazieren war, ihm Wurststücken versteckt und damit gezeigt habe, wie er seine Nase überhaupt einsetzen kann (er konnte vorher tatsächlich nichts erschnüffeln) und wie ich ihm zugeschaut hatte, wie er die dicken Maulswurfshügel im weißen Schnee voller Einsatz umgebuddelt hatte, ich hatte ihn schon so lieb gewonnen.

Also fasste ich mir ein Herz und fragte, ob ich ihn wohl adoptieren dürfte. Die letzte Nacht durfte er mit mir bereits in meiner Unterkunft verbringen und hat ganz friedlich und brav an meinen Füßen geschlafen, als wäre er nie woanders gewesen. Am nächsten Tag fuhren wir … nach Hause. Er hatte ein zu Hause gefunden, seine eigenen Menschen.

Und hier lebt er nun mit mir schon seit sieben Jahren zusammen. Meinen Sohn lernte er als kleinen Jungen im Alter von knapp zwei Jahren kennen. Die beiden waren so niedlich zusammen. Er war jung und immer mitten drin und für jeden Spaß zu haben.

Mittlerweile ist er älter geworden und vielleicht auch ein klitzekleines Bisschen ruhiger. Er ist neben Carlsson mein Fels und ich bin so froh, dass er an meiner Seite ist. Noch nie habe ich durch einen Hund so viel gelernt, denn Leslie war anfangs alles andere als einfach. Er war ein überscheumendes Energiebündel, absolut grobmotorisch und übersprudelnd von Testosteron. Gleichzeitig hatte er aber wenig kennen gelernt, über seine Vorgeschichte war ja nichts bekannt. Er knurrte und kleffte alles erst mal ordentlich an. Nach und nach erzählte er mir durch sein Verhalten einen Teil seiner Geschichte. Aber wir schafften es als Team, dass er Vertrauen in mich und seine Umgebung gewann. Er war nicht mehr so schnell frustriert und er fing an mir zuzuhören, wenn ich ihm in Situationen half.

Heute ist er ein souveräner Kerl, der bei meinen Freunden immer einen Stein im Brett hat. Leslie ist ein toller Typ. Chaotisch ist er, aber liebenswert – wie der Herr so’s Gescherr. 🙂

Ich bin froh, dass ich sein Mensch sein darf und ich hoffe, dass wir noch lange auf dieser Welt zusammen weilen werden.

Er leidet leider seit ein paar Jahren an Epilepsie. Seine Krampfanfälle kommen „nur“ ca. alle zwei Monate, dann aber stark. Er sucht dann meine Nähe und ich halte ihn immer sehr fest, dass scheint ihn zu unterstützen und er knallt dann nicht immer auf den Boden bei dem Versuch aufstehen zu wollen.

Trotzdem steht einem langen Hundeleben nichts im Wege.

Leslie noch im Tierheim - so lernten wir uns kennen.
Genau mit diesem süßen Gesicht hat er mich um seine kleine Kralle gewickelt. :-)
Leslie und Fienchen in jungen Jahren
Eine treue Seele ...
Leslie, meine süße Schnuselnase :-)
TEXEL!
Unser bester Kumpel
Leslie als Osterhase?
Prost!